Wo die Grafen schlafen

Über 100 Gutshöfe und Herrenhäuser erinnern in Schleswig-Holstein an die Zeit des Adels und der großen Ländereien – idyllisch gelegen und voller Geschichte(n). Doch wie lebt es sich in Zeiten hoher Heizkosten und teurer Sanierungen in einer Immobilie mit hunderten Quadratmetern? Welche Wege gibt es, den geliebten Familiensitz für die Nachkommen zu erhalten? Es zeigt sich, dass viele Gutshöfe heute eher Wirtschaftsunternehmen gleichen – ob als Top-Restaurant, Messestandort oder Zuchtbetrieb. ULTIMO stellt in einer neuen Serie Herrenhäuser aus dem weiteren Kieler Umland vor. Teil 1: Gut Pronstorf am Wardersee. 1000 Hektar Land, 700 Jahre alte Gemäuer und 21 edle Zimmer, von denen keines dem anderen gleicht. Das sind nur drei der Faktoren, die jedes Jahr viele hundert Touristen, Unternehmen und Brautpaare ins beschauliche Pronstorf locken – ein Ort mit 100 Einwohnern am südwestlichen Rand der Holsteinischen Schweiz. Tagungsgäste, Konzertfreunde und Besucher der traditionellen Pronstorfer Weihnacht wissen zu schätzen, dass dieses Gutsdorf aus dem 14ten Jahrhundert seinen Platz im Heute gefunden hat. „Aufgrund steigender Nachfrage haben wir das Torhaus zu einem Hotel umgebaut,“ erzählt Gastgeberin Antje Gräfin zu Rantzau, deren Herrenhaus von 1728 zu den schönsten Barockbauten des Landes zählt. Seit der Hoteleröffnung logierten hier bereits über 3000 Gäste. Das Gut hat neben seiner Land- und forstwirtschaftlichen Nutzung ein zusätzliches Standbein erhalten. Die Gutsfamilie geht mit der Zeit. Mit dem Ende der Viehhaltung wurde 1998 zunächst der Kuhstall umgebaut. Es entstand ein Konzertsaal, der auch dem Schleswig-Holstein Musik Festival genügend Raum bot. Hierbei wurden wie bei der anschließenden Errichtung des Hotels vor allem eigene Hölzer – Eichen, Buchen, Fichten und Eschen aus 370 Hektar Wald – zu Türen, Fenstern und Böden verbaut. „Jede Generation hat ihre Aufgabe“, erklärt Hans-Caspar Graf zu Rantzau, der seine Umbaupläne eng mit der Behörde für Denkmalschutz abstimmt. Viel Phantasie sei nötig gewesen, um den 700 Jahre alten Getreidespeicher im Torhaus in ein Hotel zu verwandeln, erinnert sich heute die Gräfin.

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